Dienstag, 20. Dezember 2016

Erste Hilfe für Vögel - Ausgewählte "Fälle"

Ausgewählte "Fälle", wo Erste-Hilfe-Maßnahmen angezeigt sind

Art des Unfalls / Notfalls:
mögliche Ursache für den Unfall:
Erste-Hilfe-Maßnahmen:
Verwaiste Kücken
Verstoßene Kücken
- Eltern sind tot
- Eltern füttern nicht genug
- Eltern füttern gar nicht
- Eltern akzeptieren Kücken nicht
Kücken müssen in eine Wärmebox, wo die Temperatur etwa 30°C bis 32°C konstant betragen soll (regelmäßige Tempkontrolle notwendig) Je mehr eigene Federn das Vogelbaby desto weniger Wärme benötigt es.

für feuchte Luft sorgen, flacher Behälter mit Wasser in die Box stellen
Boden weich polstern (Tücher)
stündlich füttern
Bei Kanarienbabies hat sich folgendes bei uns bewährt:
Quiko-Aufzuchtsfutter nach Ableitung zubereiten und mit ca. 0,1 ml - 0,2 ml Defender mischen.
Wichtig ist, das man nur soviel Futter zubereitet, wie man benötigt. Welche Nahrung zu welchem Kücken paßt sollte man erst mit dem Tierarzt abklären.
Flüssigkeitsverlust
- starke Blutung
- Durchfall
- Erbrechen
- Nierenstörungen
- Trinkwassermangel
- Schock
- Unfähigkeit zu Trinken als
   Nebenerscheinung
   einer Krankheit
kleine Mengen physiologische NaCl-Lsg. über eine Futterspritze geben. Man sollte dem Vogel 3 - 4 Mal kleine Mengen zu Trinken geben.
oder
In eine Kaffeetasse mischt man mit "Stillem" Mineralwasser 1Teelöffel Kochsalz und 2 Teelöffel Traubenzucker und füttert das über eine Futterspritze. Man sollte dem Vogel 3 - 4 Mal kleine Mengen zu Trinken geben.
Unterbringung in der Krankenbox.
Verletzungen mit Blutung
Das durchschnittliche Blutvolumen ist in der Literatur mit ca. 9 ml / 100g Körpergewicht angegeben.
Achtung: Man kann hier sicher nicht ein Kanarienvogel mit einem Großpapagei, z.B. Ara, vergleichen.
- Krallenabrisse
- offene Knochenbrüche
- Angriff von anderen Tieren
- Bißverletzung
Blutstillung mit einem mit Eisenchloridlsg. getränktem Tupfer, und wichtig dabei ist, daß gleichzeitig Druck auf die blutenden Gefäße ausgeübt wird, ggf. Druckverband anlegen, wobei man darauf achten sollte, daß der Vogel noch gut atmen kann.
Bei stark verschmutzten Wunden muß eine Reinigung erfolgen. Die Wunde spühlt man mehrmals mit physiologischer Kochsalzlsg. (es eignet sich auch Ringer-Lsg.). Danach wird die Wunde desinfiziert. Man betupft die Wunde vorsichtig mit einem Tupfer, auf den man PVP-Lsg. getropft hat. Bei stark blutenden Wunden Druck ausüben. Wichtig ist es abzuklären, ob eventuell eine Antibiotikabehandlung in diesem Fall notwendig ist.
Bei starken Blutungen ist eine gleichzeitige Behandlung gegen Schock angezeigt.
Unterbringung in der Krankenbox.
Hinweis:
- Bewegung beschleunigt Blutung
- aus verletzten Krallen oder Schnabel bluten     Vögel stärker
blutender Federschaft
u.U. Selbstverletzung oder Vogel wurde von Artgenossen verletzt. Es gibt mehrere Möglichkeiten !
- Vogel ruhig stellen
- mit einer anatomischen Pinzette
  den Federkiel zügig herausziehen
- Wunde mit Betaisodona-Lsg. desinfizieren
Gehirnerschütterung
Anzeichen:
  • Balance kann nicht gehalten werden
  • Krämpfe
  • kreisende Bewegungen
- Flug gegen Fenster, Hauswand
- Mißhandlung (Schlagen)
- "Schockbehandlung"
- Verlegung in Krankenbox
- Tierarzt verständigen, da weitere innere        Kopfverletzungen ausgeschlossen werden    müssen
Bindehautentzündung
Anzeichen
getrockneter Eiter könnte am Federkleid haften
Eiter könnte aus den Augen kommen
- Zugluft
vorsichtige Säuberung der Federn, und des Augenlides mit lauwarmen Wasser
Tierarztbesuch ist angezeigt, damit dieser die passende Salbe verordnen kann
Achtung:
Therapie mit irgendwelchen Salben können zur Blindheit führen !
Krämpfe
Anzeichen:
  • unkontrollierte Bewegungen wie wildes Flügel- / Beineschlagen
  • Zittern
- Vergiftung
- Mangel an Vit B6
- Mangel an Kalzium
- Hypoglukämie
- Infektionskrankheiten
Vogel sofort zum Tierarzt bringen und Ursache und weitere Maßnahmen abklären lassen !
Augenverletzungen
- Verätzung durch Gifte
- Fremdkörper
- Bisse
Augen mit reichlich klarem Wasser mit einer sterilen Spritze spühlen
ggf. Fremdkörper vorsichtig entfernen (ggf. Pinzette verwenden)
Tierarzt aufsuchen
Hyperthermie
(= Körpertemperatur ist zu hoch)
Hitzschlag
Anzeichen:
  • Luftschnappen
  • eingeschränkte Bewegung
  • Bewegung fällt schwer
  • Flügel werden "hängen" gelassen
  • Vogel sitzt auf dem Boden
Aussetzung in praller Sonne
Vogel sofort in den Schatten stellen
Gefieder mit kaltem (nicht eisgekühlt ! Schockgefahr) Wasser einsprühen
Flüssigkeit über Spritze geben
ggf. für Luftzirkulation sorgen (Ventilator, Achtung: Zugluft vermeiden)
Hypothermie
(= Körpertemperatur ist zu niedrig)
- Krankheit
- Kücken, ohne Federkleid
- Verlegung in Krankenbox
- Wärmelampe (alternativ Wärmflasche)
- für "feuchte" Luft sorgen
- ggf. Temperaturkontrolle
Knochenbruch
- Flugunfall
- Krankheiten, z. B. Rachitis
ggf. Blutung stillen, dann erst den Knochenbruch versorgen
Flügelbruch:
betroffenen Flügel mit Kreppband am Rumpf fixieren.
Kreppband deshalb, weil man es besser entfernen kann, als Leukoplast. Man erspart dem Vogel unnötige Schmerzen.
Beinbruch:
betroffenes Bein, leicht angewinkelte Beinstellung einmal mit Verbandswatte umwickeln. Holzspatel anpassen und auf die Watte legen und mit selbsthaftender Binde fixieren. Für besseren Halt kann man noch zusätzlich Klebeband aufkleben.
Anschließend Tierarzt aufsuchen !
Unterbringung in Krankenbox.
Stöße im Kopfbereich
Flugunfall
Mißhandlung durch den Menschen Sofort den Tierarzt aufsuchen !
Neben einer Gehirnerschütterung kann sich eine Schwellung durch Wasseraustritt ins Gehirn bilden. Dies nennt man Gehirnödem. Das Gehirnödem kann durch eine Wasserausschwemmung mit einer 10%igen Zuckerlsg. gebessert werden, sofern der Vogel in der Lage ist, Flüssigkeit zu sich zu nehmen.Eine rasche Verringerung der Schwellung reduziert die neurologischen Folgeschäden, da ja der Druck auf das Gehirn verringert wird.
Gehirnblutungen und Schädelfrak- turen haben leider eine schlechte Prognose.
Der verletzte Vogel sollte auf jeden Fall in einer Krankenbox untergebracht werden.
Schock (allgemein)
Merkmale für Schock:
  • geschlossene Augen
  • gesträubtes Gefieder
  • Apathie
  • unbefiederte Haut blaß bis bläulich
  • Schnabel u. Beine sind kalt
Herz-Kreislauf-Störung infolge
Blutverlust
starker Streß
Infektionen
Vogel so wenig wie möglich anfassen, da eine Kollapsgefahr besteht. Vogel in der Krankenbox unterbringen, damit er in ruhiger Umgebung ist.
Solange der Vogel unter Schock steht, rückt die Behandlung von Verletzungen und Erkrankungen, die von geringer Bedeutung sind in den Hintergrund. Es kann 2 bis 3 Stunden gewartet werden.
In eine Kaffeetasse mischt man mit "Stillem" Mineralwasser 1Teelöffel Kochsalz und 2 Teelöffel Traubenzucker. Über Futterspritze geben.
Kreislaufanregung:
Gefieder mit kaltem Wasser einsprühen, anschließend eine Rotlichtbestrahlung durchführen. Achtung: Das Gefieder darf nicht durchnäßt werden !!! Diese Art der Kreislaufanregung aber nicht im akuten Schockzustand anwenden.
Tierarzt rufen ! Günstig wäre es, wenn derselbe einen "Hausbesuch" machen würde.
Atemnot
Vergiftungen durch Gase/ Dämpfe
Krankheiten, wie Aspergillose
Fremdkörper
Parasiten
Schock
Für Frischluft sorgen und schnellstmöglich zum Tierarzt gehen.
Nach Arztbesuch, Vogel genau beobachten. Unterbringung in Krankenbox ist daher von Vorteil
Vergiftung (allgemein)
Schwermetalle (Blei)
Fütterung von Giftpflanzen
Giftgase wie Insektizide
Medikamente (Überdosierung)
Unterbringung in Krankenbox
"Schockbehandlung"
für viel frische Luft sorgen
Wichtig: Reichlich Flüssigkeit ist wichtig, um die Gifte über die Nieren auszuscheiden.
hohe Dosierung von Vit. E und
Vit B - Komplex sind notwendig, um Leber und Nieren zu schützen
Eine gezielte Behandlung kann allerdings nur der Tierarzt durchführen.
"Schwedenkur":
Bei gutem Allgemeinbefinden kann man versuchen ein Erbrechen zu provozieren, damit das aufgenom- mene Gift im Magen- Darm-Trakt eleminiert bzw. neutralisiert wird. Man lößt in 150 ml Stillem Wasser etwa 15 Teelöffel Kochsalz. Das wird über die Futterspritze solange gegeben, bis der Vogel erbricht. Anschließend werden neutralisierende Stoffe wie Bariumsulfat oder aufgeschwemmtes Kohlepulver gegeben werden. Bei Krämpfen gibt man zusätzlich Calcium-Gluconat.
Nahrungsverweigerung erwachsener Vögel
Streß
psychische Ursache
Krankheiten
Unterbringung in Krankenbox
Gabe von Nährlsg. über Kropfsonde oder Futterspritze
Tierärztl. Untersuchung
Herstellung von Nährlsg.:
Folgende Zutaten werden verrührt:
5 ml NaCl.-Lsg.
5 ml Eiweißlsg.
0,5 ml Multivitaminlsg.
1 Teelöffel Traubenzucker
Achtung:
Bei der Gabe von Futter, Wasser, Lösungen etc. über Kropfsonde oder Futterspritze besteht die Gefahr, daß daselbe in die Lunge statt in den Kropf gelangt. Ist dies der Fall, wird der Vogel sterben. Daher ist diese Art der "Zwangsernährung" äußerst vorsichtig durchzuführen.
Verstopfung
Anzeichen:
  • Schwellung des Bauches
  • Anzeichen wie bei "Legenot"
Kropfverstopfung durch unsachgemäße Fütterung
Darmverstopfung
Fremdkörper
Wurmbefall
Kloakensteine
Legenot
Unterbringung in Krankenbox
mehr Flüssigkeit zuführen
Kropfmassage
ggf. Erbrechen provozieren
wenn Ursache im Magen-Darm-Trakt liegt, kann man 0,5 ml  Speiseöl oder Paraffinöl mit Stillem Mineralwasser geben
Kloake mit Vaselinsalbe oder
Paraffinöl einfetten
Wenn das nicht hilft muß ein operativer Eingriff durch den Tierarzt erfolgen.
Durchfall
Infektionen
Leberstörungen
Nierenstörung
Nebenwirkung einer Antibiotikatherapie
Unterbringung in Krankenbox
Flüssigkeitszufuhr
Vitaminzufuhr
adsorbierende Mittel, z. B. Kohle,
Luvos-Heilerde, Bariumsulfat
genaue Ursache vom Tierarzt abklären lassen
Erbrechen
verdorbene Nahrung
Krankheit (Magen, Nieren ...)
Überfressen sein
Unterbringung in Krankenbox
Flüssigkeit anbieten
ggf. Nahrungskarenz über 1 Tag
Tierarztbesuch, um Ursache und weitere Therapie abklären zu lassen
Legenot
zu großes Ei
Muskelschwäche des Legedarms infolge:
niedrige Umgebungstemperatur
fehlende Eiablagemöglichkeit
Verfettung
Calciummangel
Krankheiten
z.B. Legedarmentzündung
Unterbringung in Krankenbox
Wärme (z.B. Rotlichtbestrahlung)
RUHE
Calciumgabe
Flüssigkeitsgabe
Vitamingabe
Paraffinöl in die Kloake geben
Man kann, wenn es der Allgemeinzustand des Vogels es erlaubt, bis zu 12 Stunden warten. Nach dieser Zeit muß ein operativer Eingriff durch einen Tierarzt erfolgen.
ODER:
  • 5-6 Kartoffeln kochen bis sie weich sind
  • die noch heißen Kartoffeln in einen Ausstellungkäfig legen und zerdrücken
  • auf die Kartoffeln ein Tuch legen
Wirkung: Die Kartoffeln dampfen, was ein feuchtes, warmes Klima wie in einer Sauna entstehen läßt und das entspannt das Vögelchen und schon kommt das Ei.
Kloakenvorfall
Legenot
Durchfall
Kloakenwandveränderungen,
hervorgerufen durch Papillome,
Abszesse, Muskelschwäche
Kloakenschleimhaut mit lauwarmen Wasser einsprühen. Dies bewirkt zum einen eine Reinigung und zum anderen unterstützt dies die Abschwellung. Mit Hilfe von einem Wattestäbchen
und etwas Öl kann man die Kloakenwand vorsichtig zurückschieben.
Die Ursache muß von einem Tierarzt abgeklärt werden.
Verbrennungen
Chemikalien
Hitze (Kochplatte etc.)
mit kühlem Wasser vorsichtig abspühlen (ggf. auch mit Eisumschlag etwa 10 Min. kühlen, dabei aber den übrigen Körper warm halten, wegen Schockgefahr)
Verätzungen mit Ringer-Lsg. oder NaCl.-Lsg. vorsichtig reinigen (großzügig spülen)
ggf. "Schockbehandlung"
Anbieten von Flüssigkeit
Antibiothika-Therapie wg. Infektion-Gefahr


Ende Teil 7

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© Nicole Müller

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