on mir ein kleiner Bericht zum Thema
Ernährung. Diese Angaben beziehen sich auf Farben- und Gesangskanarien.
Bei der Ernährung von Gestaltskanarien (auch "Positurkanarien") gibt es
noch andere Gegebenheiten, auf die man achten sollte.
Allgemeines:
Generell gilt folgender Grundsatz:
Wer Tiere in seine Obhut nimmt, der trägt die komplette Verantwortung für das Wohlbefinden seines Tieres.
Der
Kanarienvogel (Serinus canaria forma domestica) stammt vom
Kanarengirlitz (Serinus canaria, Linné, 1758) ab. Bei unserem
„Hauskanarienvogel“ ist es so, dass dieser keinen Bezug zur Natur hat,
wie bei seinem Verwandten, dem Girlitz. Hier hat einzig und allein der
Mensch die Pflege übernommen, zu der die tägliche Fütterung gehört. Wie
beim Menschen sollte die Ernährung ausgewogen und abwechselungsreich
sein.
Ich möchte hier ein paar Tipps zu einer wertvollen Ernährung geben.
Futterzeit:
Ältere
Züchter empfehlen, dass man Spätnach-mittag oder in den frühen
Abendstunden füttern sollte. Der Vogel pick sich nun die Sorten heraus,
die am besten schmecken. Am nächsten Morgen nehmen Sie den Napf heraus
und blasen unter leichtem Schütteln die oben liegenden leeren Hülsen
weg. Zurück bleiben die Sämereien, die nicht so heiß begehrt waren. Bis
zur nächsten Fütterung wird das verbleibende Futter dann leer sein.
Futterkontrolle:
Futterkontrolle
? Das mag sich auf den ersten Blick recht ungewöhnlich anhören, ist es
aber ganz und gar nicht. Die Gründe für eine Futterkontrolle dürften
einleuchten:
1.
Alle Vögel nehmen sich zuerst die Anteile aus
der Futtermischung, die sie besonders gerne mögen. Kanarienvögel machen
da keine Ausnahme. Das ist auf Dauer nicht nur eine „einseitige“
Ernährung, sondern schlimm-stenfalls zudem auch zu „reichhaltig“. Die
Folge davon sind Mangelerscheinungen und/oder Fettleibigkeit.
2.
Die
ersten Anzeichen für eine Krankheit kann Appetitlosigkeit sein. Sind
Vögel krank, könnnen sie unter Umständen nicht mehr fressen. Dies kann
recht schnell problematisch werden.
Wichtig bei der Fütterung ist
es, dass man eine regelmäßige Fütterungszeit einhält. Sie werden
feststellen, dass Ihre Tiere Sie bereits erwarten.
Futtermenge:
In
einigen „modernen“ Büchern finden Sie die Angabe, dass ein
Kanarienvogel etwa 1 Teelöffel Futter am Tag benötigt. Dazu ist zu
sagen: Wenn Sie die Futterkontrolle durchführen, sollte immer ein Rest
im Napf zu finden sein. Sie haben sonst keine Gewähr, ob der Vogel genug
Futter hatte. In diesem Zusammenhang möchte ich an dieser Stelle den
bereits verstorbenen Züchter, Klaus Speicher zitieren:
„In
früheren Jahrhunderten war das Wort „Vogelwirt“ für den Liebhaber bzw.
Pfleger viel im Gebrauch. Und wer über den Sinn dieses Wortes nachdenkt,
der wird finden, dass es passend gewesen ist. Ein rechter Wirt kümmert
sich um das leibliche Wohl seiner Gäste, er findet den goldenen
Mittelweg und reicht Speisen eder zuviel, noch zu wenig.“.
Diese Worte sind sehr treffend, wie ich meine. Bitte denken Sie darüber einmal nach.
Kommen wir nun zu den
Futtermischungen:
Die
meisten Futtersorten namhafter Hersteller sind oft zu „reichhaltig“.
Man kann auf viele handelsübliche Futtermischungen zurückgreifen, doch
besser ist es natürlich, wenn man sich die Futtermischung selber mischen
lässt:
% - Anteil Futterart/Sämerei:
25 Nußsüßer Sommerrübsen
15 Kanariensaat
10 Negersaat
09 Silber-, Japan- und Manna-Hirse
(je 3%)
06 Kardi- und Perillasaat
(je 3%)
05 Gras- oder Löwenzahnsamen
03 Gurkenkerne
03 Salatsamen, schwarz
03 Hanfsaat
03 Paddyreis
03 Blaumohn
03 Fichten- oder Tannensamen
03 Kleesamen
03 Wegwarte-Samen
03 Nachtkerzen-Samen
03 Topinambur-Samen
Zusätzlich 2x in der Woche (etwas vom unten aufgeführten):
- Grünfutter
- Keimfutter
- Zerkleinerte Hundeflocken
- Ei-Bisquit
- Eierhirse
Zusätzlich in der Brutperiode:
Man sollte in der Brutperiode zusätzlich anbieten:
- Aufzuchtfutter ("Eifutter")
Dieses Futter kann man selber herstellen oder auch kaufen.
Keimfutter herstellen:
Keimfutter
hat einen hohen Vitamingehalt und ist eine Abwechselung auf dem
Speiseplan des Kanarienvogels. Es ist ideal vor allem, wenn der Vogel
erhöhtem Streß ausgesetzt ist, beispielsweise in der Mauser oder bei der
Aufzucht der Jungtiere.
Es gibt zwei Möglichkeiten, selber Keimfutter herzustellen:
Möglichkeit 1:
erforderliche Samenmenge in eine flache Schale geben
Wasser dazugeben, bis Sämereien mit Wasser bedeckt sind und 24 Std. Sämereien quellen lassen
danach
mit Wasser Sämereien gründlich durchspülen mit Folie abdecken und 24
Std. keimen lassen; danach sollten Keimlinge sichtbar sein
Keimlinge nochmals mit Wasser durchspülen
Keimlinge auf Küchenrolle oder Küchenkrepp etwas abtrocknen lassen
Keimlinge servieren
Möglichkeit 2
Saaten in heißem Wasser eine 1/4 Stunde einweichen, danach abgießen und in einem Einmachglas mit Deckel stehen lassen.
Am 2. Tag das Gleiche und über Nacht stehen lassen.
Am 3.Tag verfüttern
Wichtig:
- qualitativ gutes Keimfutter verwenden
- Nur soviel Keimfutter zubereiten, wie man benötigt
- was der Vogel nicht innerhalb 10-12 Std. (Sommer: 4-6 Std.) gefressen hat, bitte in den Mülleimer und entsorgen.
Nun geht es weiter im Text:
Unkraut – Ein sehr schönes Geschenk ?
Gehen
Sie gerne spazieren ? Prima. Bringen Sie Ihrem Kanarienvogel doch ein
Geschenk mit ! Das ist einfacher, als Sie denken. Das Geschenk ist
nichts anderes als ein Strauß „Unkraut“. Was wir als „Unkraut“ ansehen,
ist eine gehaltvolle vitaminreiche Zusatznahrung.
Sie sollten
allerdings darauf achten, dass die Pflanzen „unbelastet“ von
Schadstoffen sind. Pflanzen, die unmittelbar an einer
Hauptverkehrsstrasse wachsen, oder da, wo man Mittel zur
Schädlingsbekämpfung einsetzt, sind nicht geeignet.
Dieses „Unkraut“ mögen Kanarien besonders gerne:
- Vogelmiere
- Löwenzahn
- Kreuzkraut
- Huflattich
- Breitwegerich
- Spitzwegerich
- Vogelknöterich
- Gänsedistel
- Hirtentäschelkraut
- Rispenkraut (einjährig)
Um die Pflanzen gut bestimmen zu können, sollte man ein gutes Bestimmungsbuch zu Rate ziehen.
Besonderheiten:
Der weisse Kanarienvogel
Es
gibt rezessiv-weisse Kanarienvögel. Diese Vögel fehlt oft das
Resorptionsvermögen für Karotin. Diesen Tieren sollte immer ein
reichliches Vitamin-A-Angebot zur Verfügung stehen. Wolfgang Aeckerlein
empfielt 20000 i.E. pro Liter Trinkwasser.
Sonstige Tipps:
1. Die Grundpflege
Natürlich gehört auch zur Vorbeugung, dass man die Massnahmen, die „selbstverständlich“ sind nicht vergisst.
Die wichtigsten Pflegemaßnahmen sind folgende:
- Neues Futter und Wasser geben: täglich
- Gründliche Reinigung des Käfigs: 1x pro Woche
- Grobe Reinigung des Käfigs: täglich
- Sprühdusche des Gefieders mit lauwarmen Wasser: 1x pro Woche (im Sommer gerne mehr)
- Wasser wechseln Badegelegenheit: täglich
- „Birdwatching“: täglich
- Krallen schneiden: bei Bedarf (Wer sich das selber nicht zutraut,
kann sich an einen Züchter oder Tierheilpraktiker mit Schwerpunkt
"Vögel" wenden)
- Freiflug: 2 Std. täglich (Tipp: Machen Sie das Zimmer "vogelsicher"
und lassen Sie den Vogel selbst entscheiden, wann er draussen ist und
wann im Käfig. Man kann auch Sisalseile zwischen ungiftigen Pflanzen
anbringen als "Landeplatz". Wichtig: Keine giftigen Pflanzen im Zimmer
halten und Fensterscheiben mit den schwarzen Klebevögel bekleben
aufgrund der Unfallgefahr.)
2. Gemeinsam durchs Leben gehen
Kanarien sind Tiere, die sich
in Gesellschaft wohler fühlen, als allein. Bitte halten Sie daher
Kanarien nicht alleine. Egal wie sehr Sie sich Mühe geben, sie können
einen Vogelpartner nicht ersetzen.
3. Bitte keine Langeweile
Kanarien
sind zwar nicht ganz so anspruchsvoll wie Papageien, doch kann man
Ihnen auch durch Kleinigkeiten das Leben schöner gestalten.
1.
Kanarien
schaukeln auch gerne. Statt einer herkömmlichen Schaukel können Sie ein
Sisalseil in den Käfig hängen.Das stellt einen höheren Anspruch an die
Balance und den Gleichgewichtssinn der Vögel dar, als eine
handelsübliche Vogelschaukel.
2.
Leckereien wie Kolbenhirse
oder „Unkrautsträusschen“ können Sie so anbieten, dass die Tiere nicht
von der Sitzstange aus an diese herankommen. Dies fördert das
Flugverhalten und trainiert zudem die Flugmuskulatur. Dies gilt nur für
Zusatzfutter, nicht für das Grundfutter ! Das Grundfutter muß immer
leicht zu erreichen sein.
Einfachste Möglichkeit: Leckerei mit einer Holzwäscheklammer an die Käfigstäbe klemmen
Hängen
Sie in Ihre Wohnung „Landeplätze“, also frische Äste von Bäumen auf.
Diese können Sie durchaus mitsamt der Blätter und junger Knospen
anbieten.
Anmerkung:
Die Ernährung von Gestaltskanarien sieht etwas anders aus.
© Nicole Müller
Dieser Beitrag dient der allgemeinen Information. Er dient nicht der
Erteilung medizinischer Ratschläge, als medizinische Anweisungen, oder
als Aufruf zur Selbstbehandlung! Ich übernehme keinerlei Gewähr für die
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